Einkommen schaffen
Förderung extrem Armer
Zur Förderung extrem armer Familien wurde 2006 das Projekt IDAEP (Integrated Development Approach for the Extreme Poor) ins Leben gerufen.
Im Jahr 2011 hat Mati 300 extrem
arme Familien im Rahmen dieses Projektes
intensiv betreut. Die Familien erhielten
intensive Unterstützung in den
Bereichen Ernährung, Gesundheit,
Bildung und Einkommen schaffen. Allen
Familien stand ein Anfangskapital von
bis zu 120 € zur Umsetzung einer
Geschäftsidee zur Verfügung.
Um die Wirkung des Projekts
einschätzen zu können, machen wir
jedes Jahr eine Umfrage in den
Familien, um vorher festgelegte
Indikatoren überprüfen zu können. So
können wir die konkreten
Verbesserungen, die das Projekt erzielt,
messen.
2011 konnten wir durch Auswertung
der gewonnenen Daten feststellen, dass
sich innerhalb des 2-jährigen
Projektzeitraums
- die Einkommenssituation in fast allen Familien stark verbessert hat, und 45% nun sogar mehr als 200 Tk ( 2 €) als tägliches Familieneinkommen zur Verfügung haben. 2009 traf dies nur auf 5% der Familien zu.
- dieses gestiegene Einkommen vor allem der Ernährung der Familien zu Gute kommt, denn trotz drastisch gestiegener Nahrungsmittelpreise, essen 71% der Familien mehr als vor Projektbeginn, und geben an, sich nun vor allem öfter hochwertigere Nahrungsmittel leisten zu können
- 60% der Familien ihre Hütte reparieren konnten
- die Neuverschuldung verlangsamt werden konnten, und 75% der Familien keine neuen Kredite aufgenommen haben. Die Summe ausstehender Schulden konnte halbiert werden. Ein erklärtes Ziel des Projekts ist neben der Armutsreduzierung die Stärkung von Frauen, indem sich ihre Teilhabe an ökonomischen und sozialen Prozessen erhöht.
- Knapp 80% der Frauen verfügten über Geld, was ein Indikator ist, dass sie an Entscheidungsprozessen innerhalb der Familie teilhaben, denn wer Geld hat, kann bestimmen, wie es ausgegeben wird.
- 70% der Frauen hatten eine eigene Einkommensquelle, wie eine Kuh. Hühner oder ein Geschäft, das sie selbst betrieben. Zu Beginn des Projektes lag dieser Anteil bei 28%.
- Da die Teilnahme am Projekt an die Bedingung geknüpft war, dass die Familien von der Praxis der Kinderheirat absehen sollten, sank die Rate von Kinderheiraten von 62% vor Projektbeginn auf aktuell 3%. Das Projekt setzt einen klaren Akkzent beim Thema Bildung, die Familien werden motiviert in die Bildung ihrer Kinder zu investieren und erhalten Darlehen, um die teilweise erheblichen Schulkosten tragen zu können, ebenso vermittelt Mati gezielt AsharAlo Schul- Patenschaften für solche extrem armen Familien.
- So konnte generell die Rate der vorzeitigen Schulabrecher in den Familien von 21% auf 2,5% jährlich gesenkt werden.
- Kein Mädchen musste in den vergangenen 2 Jahren die weiterführende Schule abbrechen, aber 3 Mädchen bestanden ihren Realschulabschluss. Zuvor gab es in den Familien kein einziges Mädchen, das einen Realschulabschluss hatte. Extrem arm zu sein bedeutet in Bangladesh nicht nur materielle Entbehrung, sondern oft auch, dass den Familien der Zugang zu allgemeinen Serviceleistungen der Regierung verwehrt wird. Ihre Kinder werden nicht in den staatlichen Schulen aufgenommen. Im überfüllten Krankenhaus kommen sie nie an die Reihe, und soziale Vergünstigungen, die die Regierung verteilt, erreichen sie auch nicht, weil sie vorher schon in die Taschen einflussreicherer Leute geflossen sind.
Daher hat Mati gemeinsam mit den Frauen den Druck auf lokale polititische Entscheidungsträger erhöht, und auf diesem Wege haben einige Frauen Zugang zu sozialen Diensten der Regierung, medizinischer Grundversorgung, landwirtschaftlicher Hilfe und Plätze in einer begehrten Arbeitsmassnahme der Regierung bekommen, wo Frauen im Strassenbau helfen und dafür mit 1,75 € pro Tag verhältnismässig gut entlohnt werden. Diese Ergebnisse bestärken uns darin, diesen Ansatz breiter anzuwenden.
Seit 2010 haben wir auch 2 lokale
kleine Partner NGOs in Mymensingh in
der Betreuung von 87 Familien
unterstützt und ausgebildet.
Die GIZ hat gerade bei einem
Projektbesuch im März unsere Arbeit
evaluiert und daraufhin ihre
Bereitschaft signalisiert, uns in diesem
Projekt auch in den kommenden 3
Jahren weiter stark zu unterstützen.
Der besondere Fokus der neuen
Projektphase ab 2013 wird auf
Ernährungssicherheit und Gender
Equality liegen.
Somit wird dieser Bereich der Arbeit mit
den Ärmsten in den kommenden 3
Jahren einen Großteil unserer Arbeit
ausmachen.
Das besondere ist, dass wir entgegen
den weit verbreiteteten Mikrokrediten,
die oft nur zur weiteren Verschuldung
der Kreditnehmerinnen beitragen, da
ein Trainings- und Betreuungskonzept
fehlt, die Darlehen auch noch zinslos
vergeben, damit die Familien ihr hart
verdientes Geld für all die dringend
benötigten Dinge wie Ernährung,
Medikamente, Kleidung und Bildung
ausgeben können. Armut ist nicht nur
der Mangel an Geld, es ist der Mangel
an Information und Wissen, der
Menschen daran hindert, ihr Geld so zu
investieren, dass es die Familie
dauerhaft voranbringt. Es ist nicht
allein der Kredit, der einer Familie bei
der Entscheidung hilft, ob sie ihre
Tochter in die Schule schicken, oder sie
mit 14 verheiraten. Hierzu bedarf es
vieler Diskussionen und dem Aufzeigen
von Alternativen, am Besten anhand
von positiven Beispielen aus der
Dorfgemeinschaft.
Diese Begleitung der Familien übers
finanzielle hinaus ist, was in den
üblichen Kreditprogrammen in
Bangladesh fehlt.